Jakob J. Richner-Weih

Beschreibung

Jakob Johann Richner-Weih, genannt Köbi, erblickte am Mittwoch, 15. Juli 1931 als drittes Kind von Jakob Richner und Marie, geb. Käser, in Rohr bei Aarau das Licht der Welt. Er war seit seiner Kindheit stark hörbehindert. Damit hielt das Leben für ihn eine besondere Herausforderung bereit. Trotz Hörgerät und Lippenlesen verstand er oft nur Bruchstücke von Gesprächen. Besonders schwierig war es für ihn, wenn sich in einem Raum mehrere Leute gleichzeitig miteinander unterhielten und sich beim Gespräch nicht direkt ihm zuwandten. So wusste er häufig nicht, über was gesprochen und gelacht wurde und fühlte sich schnell von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Oft genierte er sich wegen seiner Hörbehinderung und täuschte vor, etwas verstanden zu haben, obwohl dies nicht der Fall war.

Umso mehr schätzte er es, wenn man sich Zeit nahm und ihm die Zusammenhänge erklärte. Dann blühte er jeweils auf und strahlte über das ganze Gesicht. Köbi erlebte mit seinen Geschwistern, Ernst und Ruth, die auch hörbehindert waren, eine glückliche Kinder- und Jugendzeit. Er besuchte die Schulen in Rohr bei Aarau. Ein Jahr musste Köbi auf dem von ihm ungeliebten Landenhof in Unterentfelden in die Schule. Der Landenhof war schon damals eine Schule für Schwerhörige und Gehörlose. Bei der Firma Richner AG in Aarau trat Köbi am 8. April 1947 seine Berufslehre als Plattenleger an. Beinahe ein halbes Jahrhundert blieb Köbi der Firma Richner treu und legte im Akkord ungezählte Quadratmeter Platten, so zum Beispiel in den SUVA-Bauten in Bellikon. Köbi war ein von den Kunden geschätzter und sehr gefragter Plattenleger. Die Arbeit war hart, vor allem im Winter in den ungeheizten Neubauten ohne Lift. In den letzten Jahren seines Arbeitslebens konnte Köbi dann für die Firmenausstellung Verlegemuster erstellen. Zusätzlich hatte er viele Jahre die Stromzähler in der Gemeinde Rohr abgelesen, was vor ihm auch schon sein Vater, der Elektriker war, getan hatte.

Nach der Berufsschule, in den Jahren 1949 und 1950, verbrachte Jakob Johann Richner-Weih ein Gesellenjahr bei der Firma Heim + Buck in St. Gallen. In dieser Zeit wohnte er bei seiner Gotte Irma Rohner-Richner in Horn bei Rohrschach. Von diesem Aufenthalt in der Ostschweiz erzählte er immer wieder. Am 23. Oktober 1954 heiratete Köbi Irma Weih, nachdem sich die beiden kurz vorher, am 12. September 1954, verlobt hatten. Seine Gattin Irma lernte er in einer Jugendgruppe kennen. Drei Jahre später, 1957, kam Tochter Ursula zur Welt. Damit war die Familie komplett und viele glückliche Jahre folgten. Nach der Heirat der Tochter stiessen die Enkelkinder Dominik und Michael zur Familie. Auf sie war Köbi besonders stolz.

1999 verlegten Köbi und Irma ihren Wohnsitz von Rohr nach Safenwil, um näher bei der Familie der Tochter zu sein. Die Gattin starb dann aber 2002 unerwartet an einer Hirnblutung. Seither lebte Köbi alleine an der Güterstrasse 1c im Zentrum Safenwil. Ausser Kochen erledigte er alle Haushaltarbeiten selbständig und mit grosser Sorgfalt. Zum Mittag- oder Abendessen war er regelmässig bei seiner Tochter und später zusätzlich auch bei Lilly Hürzeler.

In der Familie Richner wurde Ski gefahren. Später folgten Sommerferien mit Freunden im Tessin und in den Bergen, Badeferien in Thailand und in der Türkei. An die Besteigung des Piz Palü mit Freunden erinnerte er sich besonders gern. Jakob Johann Richner-Weih ging auch mit seinen Grosskindern an der Aare spazieren oder etwas Feines essen. In Lilly Hürzeler fand er eine Freundin, mit der er in den letzten Jahren viele schöne Stunden verbrachte. Gerne machte Köbi täglich – und dies auch noch mit 87 Jahren – mit seinem geliebten Auto ein «Fährtli». Er fuhr zudem immer noch ins Tessin in die Ferien – zuletzt in diesem Sommer. Auf der Rückreise aus der Südschweiz überquerte er regelmässig den Lukmanierpass. Besonders stolz war er auf seine Autonummer AG 256. Autofahren war sein grösstes Hobby. In den früheren Jahren hatte er deshalb oft und gerne Fahrdienste für Verwandte und Freunde gemacht. Seit 2011 hat er immerhin noch 100’000 Kilometer zurückgelegt. Ein Cousin von Köbi schrieb uns in diesen Tagen einige Anekdoten, die für Köbi‘s Charakter einfach nur zutreffend sind: „… Ich erinnere mich noch gut an das gemeinsame Kühehüten östlich des Quellhölzli. Grosszügig wie Jakob Richner war, hat er uns kleine Ausserdorf-Gruppe im Sommer jeweils mit seinem Velo-Taxi gratis in die Badi Suhr gefahren, wobei jeweils ein Passagier auf der Lenkstange Platz nehmen musste. Die Polizei hat’s anscheinend toleriert oder nicht sehen wollen. Später war Köbi unser Gratis-Freizeit-Fahrlehrer mit dem PW seines Vaters. So grosszügig wie mit uns Jünglingen war er später auch als Freizeit-Plattenleger, was auch heute noch zahlreiche Plattenflächen zwischen Bodensee und Aargau bezeugen können. Grosszügigkeit war das Leitmotiv von Köbi während seinem ganzen Leben, obwohl er selber gesundheitsbedingt nicht immer grosszügig behandelt wurde. …“ Köbi fuhr bis zu seinem Spitalaufenthalt – gemäss seinen Aussagen dem ersten in seinem Leben – Auto. Anfang Oktober 2018 musste er unerwartet wegen einer schweren Sepsis in das Spital Zofingen eintreten. Die Sepsis hatte leider gravierende Folgen. Am frühen Morgen des 5. Novembers 2018 starb er im Kantonsspital Aarau.

Zusätzliche Information

Heimatort

Rohr, AG

Geburtsdatum

15.07.1931

Sterbedatum

5.11.2018

Friedhof

Safenwil, AG

Beruf

Plattenleger